Vor wenigen Tagen hat Microsoft auf seiner Professional Developers Conference in Los Angeles Details über die Funktionen in der nächsten Version der Office-Software mit Codenamen „Office 12“ enthüllt. Nicht nur ZDNet-Experte Joachim Kaufmann hat sich diese genauer angesehen, auch die Analysten von Gartner haben ein Urteil gefällt. Sie kamen zu der Ansicht, dass viele der Pläne, die Microsoft zu Office 12 enthüllt hat, positiv und viel versprechend seien. Einige Details werden jedoch erst später veröffentlicht, sodass IT-Entscheider Microsofts Plänen zunächst mit Bedacht gegenüberstehen sollten.
Zu den neuen Funktionen in der nächsten Version von Office gehören:
- Eine neue Benutzeroberfläche für den Großteil der Office Desktop-Suite
- Ein neues, auf XML (Extensible Markup Language) basierendes Dokumentenformat, das über integrierte Zip-Funktion und LZW-Kompression verfügt
- Das Referenzschema für Microsofts „Open XML“ Dateiformate
- Grundlegende Inhaltsdienste (Basic Content Services – BCS)
- In einem Produkt zusammengefasste Funktionen für Web Content Management, Dokumentenverwaltung und Records Management
- Dokumenten-Workflow, basierend auf der neuen „Windows Workflow Foundation“, ein Workflow-Entwicklungsmodell, das zentrale Verwaltungsfähigkeiten auf Systemebene und für Humanprozesse unterstützen soll.
Die Analysten erklärten, dass die relativ frühe Veröffentlichung von Details zu Office 12 vielen IT-Entscheidern und Partnerunternehmen bei ihrer eigenen Planungsentwicklung helfe. Microsofts Pläne sollten jedoch mit einer Reihe von Vorbehalten betrachtet werden:
- Kaskadierende Anforderungen, Interoperabilität zwischen Programm-Versionen und Rollout-Sequenzen bleiben unklar und könnten sich vor der endgültigen Auslieferung von Office 12 noch verändern. Beispielsweise könnte das neue User Interface das Mischen von Versionen für einige Unternehmen erschweren, was die Durchführung eines graduellen, rollierenden Upgrade schwierig bzw. unmöglich machen könnte.
- Microsoft sprach von einer Auslieferung von Office 12 zum Ende des Jahres 2006. Eine pünktliche Auslieferung ist jedoch in dieser Branche höchst unwahrscheinlich. In diesem relativen Zeitraum ist die Anzahl der mit Microsoft verbundenen Upgrades (außerhalb von Office), mit denen Anwenderunternehmen beschäftigt sein werden (wie z.B. Vista und SQL Server) voraussichtlich sehr hoch, wodurch viele Unternehmen nicht in der Lage sein werden, vor dem Jahr 2008 mit einem Rollout von Office 12 zu beginnen.
- Geschäftsanforderungen sollten Priorität besitzen. Wenn das Warten auf Microsoft mit einem Aufschub unternehmerischer Vorteile für einige Quartale verbunden wäre, sollten Sie andere Alternativen in Betracht ziehen. Wenn das Abwarten nur geringe Auswirkungen auf den Geschäftsnutzen hätte, könnte auch die geschäftliche Notwendigkeit für einen Upgrade gering sein.
- Microsoft wird nahezu unausweichlich einige der angekündigten Funktionen fallen lassen. WinFS beispielsweise ist nicht in Windows Vista enthalten und Exchange nutzt Yukon nicht als Speicher. Veränderungen dieser Art lassen sich in keinem sinnvollen Entwicklungsprozess vermeiden, doch ihre Risiken sollten in jeder Evaluierung berücksichtigt werden.
- Microsoft wird vor der Auslieferung noch viel mehr Details veröffentlichen, insbesondere da dies keine offizielle Ankündigung war, sondern lediglich eine selektive Vorschau. Wir stellen fest, dass jegliche Aussagen in Bezug auf die Technologie von Groove Networks fehlen, welche Microsoft im März 2005 gekauft hatte. Es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn Microsoft Groove bis zur Auslieferung von Office 12 nicht integriert hat.
- Migrationskosten-Analysen, ob innerhalb der Microsoft-Produktfamilie oder für Alternativprodukte wie IBM Workplace, openoffice.org und Linux, sollten alle Elemente der Total Cost of Ownership (nicht nur Lizenzen und Installation) einschließlich Opportunitätskosten enthalten.
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